Photovoltaik-Anlagen gemeinsam nutzen

Am 22. November informierten die Sonnenstrom Experten von Smart Innovation Steyr rund um das Thema „Photovoltaik im Wohnbau“ im TIC Steyr. Knapp 60 Personen folgten gespannt den Ausführungen der Experten und nutzten bei den Thementischen die Gelegenheit, Antworten auf ihre Fragen zu finden.

Herausforderungen einer Gemeinschafts-Photovoltaik-Anlage

Eine elektrizitätsrechtliche Änderung ermöglicht seit 2017 die Nutzung von Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung mit mehreren Verbrauchszählern im Wohnbau. Die Grundidee ist, möglichst viel Eigenstrom hausintern nutzbar zu machen. Die neuen Rahmenbedingungen sind da, aber werden sie auch genutzt? Sonnenstrom-Experte und selbstständiger Immobiliensachverständiger Harald Peham sprach im Experten-Talk mit Andreas Eckhart, kaufmännischer Geschäftsleiter der gemeinnützigen Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Styria. „Die Umsetzung ist für eine Genossenschaft nicht so einfach“, so Eckhart und schildert die Herausforderungen: „Wird die Photovoltaik-Gemeinschaftsanlage durch den Bauträger beim Bau miterrichtet, hat man ein besseres Verkaufsargument. Jedoch steigen die Investitionskosten und damit verbunden die Miet- oder Verkaufspreise.“ Neben den laufenden Erhaltungs- bzw. Reparaturkosten gilt es, die Strom-Verteilungsfrage zu klären. Eckhart: „Für uns stellt sich die Frage, wer die Anlage später betreibt und wie der Strom abgerechnet wird. Das können wir als Bauträger nicht selbst leisten.“

Harald Peham und Andreas Eckhart, Styria, im Experten-Talk

Ein Contractor als Lösungsansatz

Der Photovoltaik-Experte Clean Capital kennt die Herausforderungen und hat als Lösung ein Betreibermodell entwickelt. Reinhold Richtsfeld sieht als beste Lösung für die Genossenschaften, die Errichtung und den Betrieb der Photovoltaik-Gemeinschaftsanlage an einen externen Betreiber, einen sogenannten Contractor, zu vergeben. „Der Contractor bekommt vom Eigentümer das Dachnutzungsrecht und betreibt die Anlage auf eigene Rechnung. Damit entstehen für die Genossenschaft kein Aufwand und kein Risiko“, erläutert Richtsfeld. Aktuell prüft Clean Capital die Machbarkeit von Gemeinschaftsanlagen auf Bestandsgebäuden der Styria.

Reinhold Richtsfeld, Clean Capital, erläutert das Betreibermmodell eines Contractors.

Ohne Smart Meter keine Umsetzung

Eine Voraussetzung für den Betrieb einer Gemeinschaftsanlage sind digitale Stromzähler, sogenannte Smart Meter. Oberösterreich hat hier die Nase vorne, aber in anderen Bundesländern, wie der Steiermark, scheitert das Vorhaben teilweise an der fehlenden Ausstattung durch den Energienetzbetreiber. Diesem Problem kann man aus dem Weg gehen, wenn man die Photovoltaik-Anlage nicht zur Stromerzeugung sondern zur gemeinschaftlichen Wärmeerzeugung nutzt. my-PV hat hier bereits Erfahrung. In einem 2015 realisierten Projekt in der Steiermark versorgt der Strom aus der Photovoltaik-Anlage die dezentralen Warmwasserspeicher, die für Warmwasser und Heizung genutzt werden. „Dadurch wird eine hohe Eigenverbrauchsquote realisiert“, erläutert Gerhard Rimpler, Geschäftsführer von my-PV.

Gerhard Rimpler, my-PV, weiß, wie man auch ohne Smart Meter eine Photovoltaik-Anlage gemeinschaftlich nutzen kann.

Erneuerbare Energie vielfältig und effizient nutzen

Die aus der Photovoltaik-Anlage erzeugte Energie kann mit Unterstützung anderer Technologien vielfältig und optimal genutzt werden, erläutern die Sonnenstrom-Experten. Sie kann als Strom, zur Warmwasseraufbereitung, zum Heizen, oder für die Elektromobilität herangezogen werden. Ein Speicher, sei es in Form von thermischer, mechanischer, chemischer oder elektrischer Energie, wird empfohlen, um die im Laufe des Tages produzierte Energie auch abends, wenn man zuhause ist, nutzen zu können. Mit einem Multiplikator wie einer Wärmepumpe wird der Strom 5mal so effizient genutzt. Die Technik erlaubt es sogar, die Warmwasseraufbereitung mit der Wettervorhersage zu verknüpfen. „Wenn beispielsweise in zwei Tagen Sonnenschein gemeldet ist, heizt das Gerät nur das Minimum auf und zwei Tage später, wenn die Sonnenenergie zur Verfügung steht, wird diese voll ausgeschöpft“, erklärt Joachim Kalkgruber von Solarfocus. Ein Smart Home unterstützt bei der effizienten Nutzung und Verteilung des erzeugten Stroms. „Je intelligenter ich eine Anlage mache, umso effizienter kann ich meine Photovoltaik-Anlage nutzen“, ist Roland Gstöttner von Green Energy überzeugt. „Je vernetzter die Systeme sind, desto mehr spare ich Energie“, ergänzt Andreas Flath von Elektro Kammerhofer.

Mit einem Multiplikator wie einer Wärmepumpe wird der Strom 5mal so effizient genutzt, so Joachim Kalkgruber.

Roland Gstöttner: "Je intelligenter ich eine Anlage mache, umso effizienter kann ich meine Photovoltaik-Anlage nutzen."

"Je vernetzter die Systeme sind, desto mehr spare ich Energie", schließt Andreas Flath.